So berechnest du als Webdesigner deinen Stundenlohn

Der Weg in die Selbstständigkeit als Webdesigner ist spannend, aber auch herausfordernd. Eine der größten Fragen, die du dir stellen musst, ist: Wie viel ist meine Zeit wert? Die Berechnung deines Stundensatzes ist nicht nur eine Zahl – sie ist die Grundlage für deinen Erfolg. In diesem Guide erfährst du, wie du deinen Stundensatz realistisch kalkulierst, welche Kosten du berücksichtigen musst und welche Abrechnungsmodelle dir dabei helfen, dein Geschäft profitabel zu führen.

Veröffentlicht am
28
.
August
2024
Aktualisiert am
.
Lesedauer
26 Minuten
Kategorie
Business
Darum gehts
  • Warum du als Selbstständiger einen genauen Überblick über deine beruflichen und privaten Kosten haben solltest
  • Wie du deinen Stundensatz mit einfachen Formeln inklusive Gewinnaufschlag berechnest
  • Wie du deine Kunden auf eine Erhöhung deiner Preise vorbereitet
  • Welche alternative Abrechnungsmodelle du als Webdesigner hast

Grundlagen der Stundensatzkalkulation

Du hast dich also entschieden, als Webdesigner in die Selbstständigkeit zu starten – super Sache! Aber bevor du dich in die kreative Arbeit stürzt, gibt es eine grundlegende Frage, die du klären musst: Wie viel willst – oder besser gesagt – musst du eigentlich pro Stunde verlangen? Diese Frage ist entscheidend, denn sie bestimmt, ob dein Business langfristig überlebensfähig ist und ob du von deiner Arbeit leben kannst.

Fixkosten und variable Kosten: Was musst du beachten?

Bevor du deinen Stundenlohn festlegst, musst du erst einmal deine Kosten im Blick haben. Stell dir das so vor: Dein Stundensatz ist nicht nur das, was am Ende auf deinem Konto landet. Nein, er deckt auch all die kleinen und großen Ausgaben ab, die dein Business am Laufen halten.

Fixkosten sind dabei die Dinge, die jeden Monat anfallen, egal ob du gerade an einem Projekt arbeitest oder nicht. Dazu gehören z.B. Miete für dein Büro (oder den Co-Working-Space), Software-Lizenzen, Versicherungen und natürlich deine eigene Krankenversicherung. Diese Kosten sind die Grundlage, auf der du deinen Mindest-Stundensatz aufbauen musst.

Daneben gibt es noch die variablen Kosten. Das sind Ausgaben, die je nach Auftragslage schwanken können. Denk hier an Materialien für Projekte, Reisekosten für Kundentermine oder vielleicht auch mal einen neuen Laptop, weil der alte den Geist aufgegeben hat. Diese Kosten solltest du ebenfalls in deiner Kalkulation berücksichtigen, damit du später keine bösen Überraschungen erlebst.

Hier sind einige Beispiele für berufliche Ausgaben, die du definitiv berücksichtigen solltest:

  • Büromiete oder Co-Working-Space
  • Versicherungen
  • Hardware (Monitore, Laptop etc.)
  • Software (Creative Cloud, Figma etc.)
  • Steuerberater
  • Subscriptions (Webflow, Tools etc.)
  • Steuervorauszahlungen

Persönlicher Finanzbedarf: Wie viel musst du verdienen?

Jetzt wird’s persönlich: Was brauchst du eigentlich, um über die Runden zu kommen? Hier geht es nicht nur um deine Selbstständigkeit, sondern auch um dein Privatleben. Du willst ja nicht nur überleben, sondern auch leben, oder? Nudeln mit Tomatensauce können dich für einen gewissen Zeitraum über die Runden retten, jedoch möchtest du dir auch mal was gönnen.

Also, mach dir Gedanken über deinen persönlichen Finanzbedarf. Wie viel Geld brauchst du monatlich für Miete, Essen, Freizeit und all die anderen Dinge, die dein Leben lebenswert machen? Das ist dein privates “Mindesteinkommen”, das du mit deiner Arbeit decken musst. Und vergiss dabei nicht, dass als Selbstständiger auch Rücklagen wichtig sind – für Zeiten, in denen die Aufträge mal ausbleiben, oder für deine Altersvorsorge.

Dafür kannst du einen Blick auf deine regelmäßigen Kosten werfen. Schau in deinem Online-Banking nach Buchungen, die vielleicht 1-2x im Jahr vom Konto abgezogen werden. Diese versteckten Kosten können ziemlich hoch sein, besonders bei Versicherungen oder anderen Abgaben.

Hier sind einige Beispiele für private Ausgaben, die du definitiv berücksichtigen solltest:

  • Miete / Hauskredit
  • Nebenkosten
  • Versicherungen (Krankenversicherung, Haftpflicht, Rechtsschutz etc.)
  • Auto & Sprit oder ÖPNV
  • Lebensmittel
  • Restaurantbesuche & Takeaways
  • Lifestyle (Kleidung, Parfum, Drogerie)
  • Internet & Handy
  • Abos (Netflix, Apple Music, Amazon, DAZN etc.)
  • Freizeitaktivitäten
  • Reisen
  • andere Kredite
  • evtl. Ausgaben für Kinder (Unterhalt, KiTa etc.)

Marktanalyse: Was verlangen andere Webdesigner?

Nachdem du nun weißt, was du brauchst, um deine Fixkosten zu decken und deinen Lebensstandard zu halten, lohnt sich ein Blick auf den Markt. Was verlangen andere Webdesigner in deiner Region? Diese Frage ist entscheidend, um deinen Preis nicht völlig aus dem Rahmen zu setzen.

Eine einfache Recherche kann dir hier schon weiterhelfen. Schau dir an, was Kollegen für ähnliche Leistungen verlangen. Achte dabei aber auch auf deren Erfahrung und Spezialisierung. Ein Junior-Webdesigner verlangt in der Regel weniger als ein Senior mit 10 Jahren Erfahrung und einem Portfolio voller großer Namen.

Hierbei geht es nicht darum, einfach den Durchschnittspreis zu nehmen, sondern eine realistische Einschätzung deiner Position im Markt zu bekommen. Bist du ein echter Spezialist in einem bestimmten Bereich? Dann kannst du womöglich mehr verlangen als der Durchschnitt. Bist du noch am Anfang? Dann solltest du vielleicht etwas moderater starten und dich nach und nach hocharbeiten.

Mit diesen Grundlagen bist du nun bestens gerüstet, um den nächsten Schritt zu gehen: Die konkrete Berechnung deines Stundensatzes. Im nächsten Kapitel zeige ich dir eine einfache Formel, mit der du herausfindest, was du wirklich pro Stunde verlangen musst, um nicht nur zu überleben, sondern auch erfolgreich zu sein.

Lesetipp: So findest du deine ersten Kunden als Freelance-Webdesigner

Berechnung der benötigten Arbeitsstunden

Jetzt, wo du deine Kosten im Blick hast und weißt, was du am Ende des Tages verdienen musst, geht’s ans Eingemachte: Wie viele Stunden kannst und willst du tatsächlich arbeiten? Denn nur wenn du diese Zahl kennst, kannst du einen realistischen Stundensatz berechnen.

Arbeitest du 40 Stunden in der Woche, kannst du theoretisch auf rund 2080 Stunden im Jahr kommen (40 Stunden x 52 Wochen). Die Realität sieht jedoch etwas anders aus, denn in der Selbstständigkeit kommen dir nicht alle dieser Stunden als “produktive Arbeitszeit” zugute.

Produktive Stunden sind die Stunden, die du tatsächlich abrechnen kannst, also die Zeit, die du direkt an Kundenprojekten arbeitest. Aber da gibt es noch eine Menge anderer Dinge, die auch erledigt werden müssen: Kundenakquise, Buchhaltung, Weiterbildungen, Urlaubszeiten und vielleicht auch mal ein paar Tage, an denen du einfach nicht arbeiten kannst (Stichwort: Krankheit).

Wie findest du jetzt heraus, wie viele Stunden du wirklich im Jahr abrechnen kannst? Eine einfache Methode ist es, all diese “unproduktiven” Zeiten von deiner theoretischen Gesamtarbeitszeit abzuziehen.

Ein Beispiel:

  • Urlaub: Sagen wir, du möchtest vier Wochen Urlaub im Jahr nehmen. Das sind schon mal 160 Stunden weniger (4 Wochen x 40 Stunden)
  • Feiertage: In Deutschland gibt es im Durchschnitt 10 Feiertage pro Jahr. Das macht noch mal 80 Stunden (10 Tage x 8 Stunden)
  • Krankheit: Plan vorsichtshalber eine Woche Krankheitsausfall ein – das sind weitere 40 Stunden
  • Verwaltung & Akquise: Diese Tätigkeiten können locker 15-20% deiner Zeit beanspruchen. Bei 2.080 Stunden wären das 312-416 Stunden

Ziehen wir das alles ab, bleiben dir etwa 1.384 Stunden, die du tatsächlich abrechnen kannst. Diese Zahl kann je nach deiner Arbeitsweise natürlich variieren, aber sie gibt dir eine realistische Basis.

Berücksichtigung von unproduktiven Zeiten: Verwaltung, Weiterbildung, Akquise

Jetzt kommt die Feinjustierung: Unproduktive Zeiten sind alles, was du nicht direkt dem Kunden in Rechnung stellen kannst. Dazu gehören Verwaltungsaufgaben wie Buchhaltung, E-Mail-Korrespondenz, und natürlich auch die Akquise von neuen Projekten. Diese Zeiten sind zwar unvermeidlich, aber sie sollten auf ein Minimum reduziert werden.

Auch Weiterbildungen gehören hier rein. Als Webdesigner musst du ständig am Ball bleiben, was neue Tools, Trends und Techniken angeht. Diese Zeit fließt nicht direkt in deinen Stundenlohn ein, ist aber enorm wichtig für deine langfristige Wettbewerbsfähigkeit.

Wenn du realistisch bist und diese Zeiten einplanst, kommst du zu einer besseren Einschätzung deiner tatsächlich abrechenbaren Stunden. Das Ziel ist es, möglichst viele deiner Arbeitsstunden produktiv – also abrechenbar – zu gestalten, ohne dabei den Rest zu vernachlässigen.

Warum es wichtig ist, realistisch zu bleiben

Es mag verlockend sein, die Anzahl der abrechenbaren Stunden nach oben zu schrauben, um den Stundensatz niedriger zu halten und somit wettbewerbsfähiger zu wirken. Doch Vorsicht: Unrealistische Annahmen führen dazu, dass du am Ende entweder zu viel arbeitest oder nicht genug verdienst.

Realismus ist hier der Schlüssel. Lieber etwas konservativer kalkulieren und am Ende positiv überrascht werden, als in die Selbstständigkeit zu starten und nach einem Jahr festzustellen, dass du es nicht schaffst, deine Rechnungen zu bezahlen. Denke daran, dass es nicht nur um das reine Überleben geht, sondern auch darum, dir eine nachhaltige und zufriedenstellende berufliche Zukunft aufzubauen.

Einen einfachen Arbeitstagerechner findest du beim Online-Portal lohnsteuer-kompakt.de - hier werden alle wichtigen Faktoren (Krankheit, Wochenende, Feiertage in deinem Bundesland) berücksichtigt, sodass du ein konkretes Ergebnis erhältst.

Ich selbst habe mich nebenberuflich selbstständig gemacht und fast meine gesamte Freizeit in den Aufbau der Selbstständigkeit investiert. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht, doch leider habe ich ab einem Punkt bemerkt, dass ich es übertrieben habe. Erholungen sind wichtig und laden deine inneren Akkus wieder auf, sodass du wieder Vollgas geben kannst. Komme also gar nicht erst in die Versuchung, wöchentlich 60+ Stunden abzureißen - jedenfalls über einen längeren Zeitraum.

Die Formel zur Stundensatzberechnung

Die beiden wichtigsten Komponenten haben wir in der Tasche: Die Summe, die du brauchst, um abends etwas auf dem Teller zu haben und die Anzahl der jährlichen Arbeitsstunden. All diese Zahlen gießen wir jetzt in eine konkrete Formel. Keine Sorge, das klingt komplizierter, als es tatsächlich ist. Mit ein paar einfachen Rechenschritten kommst du ganz leicht zu deinem optimalen Stundensatz.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Berechnung deines Stundensatzes

Bestimme deine jährlichen Kosten

Zuerst summierst du alle Kosten, die du pro Jahr decken musst. Das sind deine Fixkosten (Miete, Versicherungen, Software-Lizenzen, etc.) und deine persönlichen Ausgaben (Lebenshaltungskosten, Rücklagen, etc.). Vergiss nicht, auch variable Kosten einzurechnen, wie unerwartete Ausgaben oder geplante Investitionen.

Beispiel:

  • Fixkosten: 20.000 Euro
  • Persönliche Ausgaben: 30.000 Euro
  • Variable Kosten: 5.000 Euro
  • Gesamtkosten pro Jahr: 55.000 Euro

Ermittle deine produktiven Stunden pro Jahr:

Wie im vorherigen Kapitel besprochen, ziehst du von deiner theoretischen Gesamtarbeitszeit die unproduktiven Zeiten ab, um zu den tatsächlich abrechenbaren Stunden zu kommen.

Beispiel:

  • Theoretische Arbeitsstunden: 2.080 Stunden (40 Stunden/Woche x 52 Wochen)
  • Abzüglich Urlaubs-, Feiertags-, Krankenzeiten und Verwaltungsaufgaben: 696 Stunden
  • Produktive Stunden pro Jahr: 1.384 Stunden

Jetzt teilst du deine Gesamtkosten durch die Anzahl der produktiven Stunden. Das ergibt deinen Basis-Stundensatz – also das absolute Minimum, das du pro Stunde verlangen musst, um alle deine Kosten zu decken: jährliche Gesamtkosten / Produktive Stunden im Jahr. In unserem Beispiel müsstest du folgendermaßen rechnen: 55.000 / 1384 = 39,74 Euro pro Stunde.

Du musst also mindestens 39,74 Euro pro Stunde verlangen, um alle Kosten zu decken und nichts draufzuzahlen.

Füge einen Gewinnaufschlag hinzu

Natürlich willst du nicht nur gerade so über die Runden kommen, sondern auch Gewinn machen, um dein Geschäft auszubauen und Rücklagen zu bilden. Ein realistischer Gewinnaufschlag liegt oft zwischen 10% und 30%, je nach deiner individuellen Situation und deinem Markt. In unserem Beispiel möchten wir einen Gewinnaufschlag von 20 Prozent erreichen. Dadurch passt sich die Formel minimal an:

Errechneter Stundenlohn x (1 / Gewinnaufschlag) oder in richtigen Zahlen 39,74 x 1,20 = 47,69 Euro Stundenlohn

In diesem Beispiel solltest du also etwa 47,69 € pro Stunde verlangen, um nicht nur alle Kosten zu decken, sondern auch einen angemessenen Gewinn zu erzielen. Natürlich kannst du auch einfach aufrunden und 50 Euro pro Arbeitsstunde abrechnen.

Baue dir dringend ein finanzielles Puffer auf, um unvorhersehbare Kostenpunkte abdecken zu können. Spätestens in deinem dritten Jahr in der Selbstständigkeit, wird das Finanzamt an deiner Tür klopfen und das gefürchtete Wort "Steuervorauszahlung" in den Ring werfen. Hast du zu dieser Zeit bereits deine ganze Kohle ausgegeben, wirst du in ernsthafte Schwierigkeiten geraten. Im schlimmsten Fall kannst du Rechnungen nicht mehr zahlen und machst das Licht aus.

Auch wenn die Formel dir einen soliden Anhaltspunkt gibt, solltest du deinen Stundensatz regelmäßig überprüfen und bei Bedarf anpassen. Faktoren wie Marktveränderungen, neue Kosten (z.B. ein neues Software-Abo oder höhere Mieten) oder auch deine eigene Weiterentwicklung (z.B. neue Skills oder Zertifikate) können Einfluss auf deinen optimalen Stundensatz haben.

Der Stundenlohn ist nicht in Stein gemeißelt – er ist ein Werkzeug, das dir hilft, sicherzustellen, dass du fair bezahlt wirst und dein Unternehmen profitabel bleibt. Zu meiner nebenberuflichen Selbstständigkeit waren 50 Euro ein guter Stundensatz, um einzusteigen. Hast du jedoch schon einige Jahre Erfahrung im Bereich Webdesign oder User Experience Design, kannst und solltest du dich nicht an diesen Preisen orientieren.

So passt du deinen Stundenlohn an

Die Berechnung deines Stundensatzes ist kein einmaliger Akt, sondern eher ein dynamischer Prozess. Es gibt viele Gründe, warum du deinen Stundenlohn im Laufe der Zeit anpassen solltest – sei es aufgrund veränderter Lebensumstände, steigender Kosten oder wachsender Erfahrung. In diesem Kapitel zeige ich dir, wann und wie du deinen Stundensatz anpassen solltest, um immer auf der sicheren Seite zu bleiben.

Wann solltest du deinen Stundensatz anpassen?

Es gibt einige typische Situationen, in denen eine Anpassung deines Stundensatzes sinnvoll oder sogar notwendig ist. Als Selbstständiger bist du selbst dafür verantwortlich, dass dein Unternehmen funktioniert und schwarze Zahlen schreibt. Wenn dein Gewinn schmilzt, musst du sofort einschreiten und deine Preisgestaltung überdenken. Hier sind einige Konstellationen, die nach Preisanpassung schreien:

  • Inflation und steigende Lebenshaltungskosten: Die Preise für Miete, Lebensmittel und andere Lebenshaltungskosten steigen kontinuierlich. Das bedeutet, dass auch deine Kosten als Selbstständiger im Laufe der Zeit steigen werden. Um diesen Anstieg auszugleichen, solltest du regelmäßig überprüfen, ob dein aktueller Stundenlohn noch ausreicht, um alle Ausgaben zu decken und einen angemessenen Gewinn zu erzielen
  • Mehr Erfahrung und erweiterte Fähigkeiten: Mit jedem Projekt, das du erfolgreich abschließt, sammelst du Erfahrung und baust deine Fähigkeiten weiter aus. Diese gesteigerte Expertise rechtfertigt oft einen höheren Stundensatz. Kunden sind bereit, mehr zu zahlen, wenn sie wissen, dass sie dafür einen Experten an ihrer Seite haben
  • Neue Dienstleistungen oder Spezialisierungen: Wenn du dein Leistungsspektrum erweiterst oder dich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisierst, kann das ebenfalls eine Anpassung des Stundensatzes rechtfertigen. Eine Spezialisierung in einem Nischenbereich kann deinen Wert auf dem Markt erhöhen und damit auch deinen Preis
  • Wirtschaftliche Veränderungen: Die wirtschaftliche Lage kann Einfluss darauf haben, wie viel du für deine Dienstleistungen verlangen kannst. In Zeiten hoher Nachfrage und wachsender Wirtschaft kannst du deinen Stundenlohn erhöhen. Umgekehrt solltest du in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vielleicht etwas flexibler sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben
  • Feedback von Kunden: Manchmal geben dir deine Kunden indirektes Feedback darüber, ob dein Stundensatz noch angemessen ist. Bekommst du häufig Aufträge ohne Verhandlungen oder finden Kunden deine Preise „überraschend niedrig“, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass du deinen Stundensatz erhöhen solltest. Umgekehrt, wenn du ständig Preisdiskussionen führen musst, könnte eine Anpassung nach unten sinnvoll sein – allerdings nur, wenn das auch langfristig zu deinen Zielen passt

Wie solltest du deinen Stundensatz anpassen?

Die Entscheidung, deinen Stundensatz anzupassen, ist nur der erste Schritt. Die nächste Herausforderung besteht darin, dies geschickt umzusetzen, ohne deine bestehenden Kunden zu verärgern oder neue Aufträge zu verlieren. Hier sind einige Tipps, wie du eine Stundensatzanpassung angehen kannst:

  • Schrittweise Anpassung: Eine moderate, schrittweise Erhöhung deines Stundenlohnes kann oft sinnvoller sein als ein plötzlicher, großer Sprung. So gibst du deinen Kunden die Möglichkeit, sich an die neuen Preise zu gewöhnen, ohne dass sie sich überrumpelt fühlen
  • Transparente Kommunikation: Informiere deine bestehenden Kunden rechtzeitig und transparent über geplante Preisänderungen. Erkläre, warum die Anpassung notwendig ist – sei es aufgrund gestiegener Kosten, verbesserter Dienstleistungen oder erweiterter Expertise. Die meisten Kunden haben Verständnis dafür, wenn du deine Preise nachvollziehbar und offen kommunizierst
  • Neue Kunden – neuer Preis: Bei neuen Kunden kannst du deinen höheren Stundensatz direkt anwenden, ohne die Notwendigkeit, Anpassungen zu erklären. Das gibt dir die Freiheit, mit deinen Preisen zu experimentieren und herauszufinden, wie der Markt auf verschiedene Preisniveaus reagiert
  • Altverträge respektieren: Wenn du bestehende Verträge hast, solltest du diese in der Regel respektieren und den vereinbarten Preis bis zum Ende der Vertragslaufzeit beibehalten. Eine Stundensatzanpassung sollte dann erst bei der nächsten Vertragsverlängerung oder für neue Projekte zur Anwendung kommen
  • Kreative Preismodelle: Falls du Bedenken hast, deinen Stundenlohn direkt zu erhöhen, könntest du auch alternative Preismodelle in Betracht ziehen, wie z.B. Paketpreise, monatliche Retainer oder Projektpauschalen. Diese Modelle bieten oft mehr Flexibilität und können sowohl für dich als auch für deine Kunden vorteilhaft sein

Den richtigen Zeitpunkt und die richtige Höhe für eine Stundensatzanpassung zu finden, erfordert Fingerspitzengefühl. Es geht darum, eine Balance zu finden zwischen dem, was der Markt hergibt, und dem, was du brauchst, um dein Geschäft erfolgreich und profitabel zu führen.

Denk daran: Dein Stundenlohn ist ein wichtiger Faktor für deinen langfristigen Erfolg, aber er ist nicht das einzige Kriterium. Qualität, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit, die Bedürfnisse deiner Kunden zu verstehen und zu erfüllen, sind mindestens genauso wichtig. Wenn du diese Aspekte stets im Blick hast und deinen Preis entsprechend anpasst, bist du auf dem besten Weg, als Webdesigner erfolgreich und zufriedenstellend zu arbeiten.

Lesetipp: Was ist, wenn dein Kunde plötzlich nicht mehr zahlen kann oder dich und deine Forderungen sogar komplett ignoriert? Welche Möglichkeiten hast du, um an dein Geld zu kommen und selbst liquide zu bleiben? Im Artikel Dein Kunde zahlt die Rechnung nicht: Diese Möglichkeiten hast du gehe ich auf diese Thematik ein und gebe dir hilfreiche Strategien und Tipps.

Andere Abrechnungsmodelle

Während der klassische Stundensatz eine weit verbreitete Methode ist, gibt es viele andere Abrechnungsmodelle, die du als Webdesigner in Betracht ziehen solltest. Diese Alternativen können dir helfen, deine Einnahmen zu optimieren, Risiken zu minimieren oder besser auf die Bedürfnisse deiner Kunden einzugehen. In diesem Kapitel stelle ich dir einige dieser Modelle vor und zeige, wann und wie du sie einsetzen kannst.

Wahrscheinlich fangen wir alle mit dem Stundenlohn an und arbeiten uns dann zu anderen Abrechnungsmodellen heran. Auch wenn ich kein Fan von Stundensätzen bin, finde ich es wichtig, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, um ein Gefühl für den eigenen Arbeitswert zu bekommen. Gleichzeitig verbringst du Zeit mit der Kalkulation, die dir eventuell die Augen öffnen wird ("Was? Ich bezahle über 100 Euro für Netflix und Co?").

Hier sind ein andere Abrechungsmodelle im Überblick:

Tagessatz

Die Parallelen zum Stundensatz sind unübersehbar: Statt eine einzelne Stunde wird einfach in Tagen abgerechnet. Dies macht vor allem dann Sinn, wenn du für längere Zeit zu einem Projekt hinzugezogen wirst. Der Projektmanager wird dich dann nur selten nach deinem Stundensatz fragen, sondern vielmehr deinen Tagessatz wissen wollen.

Vorteile

  • Einfache Kalkulation: Dein Stundensatz multipliziert mit 8 und schon hast du deinen eigenen Tagessatz ermittelt - einfacher geht es nicht
  • Planbarkeit: Du hast genaue Kontrolle über dein Einkommen - arbeitest du, wirst du bezahlt. Und je höher der Aufwand desto höher der Umsatz

Nachteile

  • Kein Schritt nach vorn: Du tauscht immer noch deine eigene Zeit 1:1 gegen Geld
  • Mehr Aufwand: Stunden müssen einzeln dokumentiert werden
  • Diskussionsbedarf: Mit jedem Report zeigst du die benötigte Arbeitszeit für einzelne Aufgaben transparent - das kann durchaus für genaue Nachfragen sorgen

Wann sinnvoll?

Der Tagessatz wird oftmals nur in größeren oder langfristigen Projekten abgefragt. Du stellst monatlich oder quartalsweise eine Rechnung und gibst keine einzelnen Stunden, sondern ganze Tage an.

Projektbasierte Abrechnung

Anstatt jede Stunde einzeln abzurechnen, kannst du deine Dienstleistungen auch zu einem festen Projektpreis anbieten. Hier vereinbarst du mit dem Kunden einen Pauschalbetrag für das gesamte Projekt, unabhängig davon, wie viele Stunden du tatsächlich benötigst. Dies ist übrigens der Standardweg der meisten selbstständigen Webdesigner.

Vorteile

  • Kalkulierbarkeit: Der Kunde weiß von Anfang an, wie viel das Projekt kosten wird, was das Vertrauen stärkt und den Entscheidungsprozess erleichtert
  • Effizienz: Wenn du effizient arbeitest und weniger Stunden benötigst, als ursprünglich kalkuliert, kannst du deinen effektiven Stundenlohn erhöhen
  • Weniger Diskussionen: Da der Preis von Anfang an feststeht, gibt es weniger Raum für nachträgliche Diskussionen über die Rechnung

Nachteile

  • Risiko: Wenn du den Aufwand unterschätzt, kannst du leicht in die Situation geraten, dass du deutlich mehr Stunden arbeiten musst, als du geplant hast – und das ohne zusätzliche Vergütung
  • Schwierige Nachkalkulation: Änderungswünsche des Kunden können das Projekt schnell teurer und zeitintensiver machen. Daher ist es wichtig, klare Vereinbarungen über den Umfang des Projekts und mögliche Zusatzkosten zu treffen

Wann sinnvoll?

Projektpreise eignen sich besonders für klar definierte Projekte mit wenig Raum für Unklarheiten oder Änderungen – zum Beispiel eine einfache Website mit einem klaren Briefing. Sie sind auch ideal für erfahrene Designer, die den Aufwand für Projekte gut einschätzen können.

Monatliche Retainer

Ein Retainer ist eine Vereinbarung, bei der dein Kunde dir monatlich einen festen Betrag zahlt, um eine bestimmte Anzahl von Stunden oder bestimmte Leistungen im Monat abzudecken. Diese Methode ist besonders attraktiv, wenn du langfristige Kundenbeziehungen pflegen möchtest.

Vorteile

  • Planungssicherheit: Du hast eine regelmäßige Einnahmequelle, die dir finanzielle Stabilität gibt
  • Verbindlichkeit: Der Kunde sichert sich deine Verfügbarkeit, was ihm Vertrauen gibt und dich von kurzfristigen Auftragsschwankungen entlastet
  • Langfristige Beziehungen: Retainer fördern die Bindung zu deinen Kunden und eröffnen oft die Möglichkeit für fortlaufende Zusammenarbeit und weiterführende Projekte

Nachteile

  • Bindung an einen Kunden: Ein Retainer kann dich stark an einen oder wenige Kunden binden, was deine Flexibilität einschränken kann, neue Projekte anzunehmen
  • Überarbeitung: Es kann vorkommen, dass ein Kunde versucht, das vereinbarte Stundenkontingent voll auszuschöpfen, was zu Stress führen kann, wenn das Pensum sehr hoch ist

Wann sinnvoll?

Retainer sind ideal, wenn du mit einem Kunden regelmäßig zusammenarbeitest und dieser sich deine Verfügbarkeit sichern möchte, etwa für regelmäßige Wartungsarbeiten, Updates oder kontinuierliche Designarbeiten. Dies kann beispielsweise nach dem Launch einer Website sein - oder aber Dienstleistungen im Bereich Suchmaschinenoptimierung, die sich über viele Monate ziehen.

Value Based Pricing

Beim Value-based Pricing (wertbasierte Preisgestaltung) orientiert sich dein Honorar an dem Wert, den dein Design für den Kunden schafft, und nicht an der Zeit, die du investierst. Hierbei musst du den Mehrwert, den deine Arbeit für den Kunden bietet, klar kommunizieren und entsprechend bepreisen.

Vorteile

  • Höherer Verdienst: Wenn du den Wert deiner Arbeit überzeugend vermitteln kannst, kannst du deutlich höhere Preise erzielen als bei einer rein zeitbasierten Abrechnung
  • Fokussierung auf Ergebnisse: Dieses Modell lenkt den Fokus weg von der Arbeitszeit und hin zu den Ergebnissen, was oft zu mehr Kundenzufriedenheit führt

Nachteile

  • Schwierige Kalkulation: Den genauen Wert zu bestimmen, den deine Arbeit für den Kunden hat, ist oft schwierig und kann zu Verhandlungen führen
  • Hoher Kommunikationsaufwand: Dieses Modell erfordert eine enge Abstimmung mit dem Kunden und eine klare Kommunikation, um Missverständnisse zu vermeiden

Wann sinnvoll?

Value-based Pricing eignet sich besonders für Projekte, bei denen dein Design einen direkten und messbaren Einfluss auf den Erfolg des Kunden hat – zum Beispiel bei einer Website, die den Umsatz deutlich steigern soll. Möchte ein Onlineshop durch ein Redesign also 250.000 Euro im Jahr Mehreinnahmen generieren, sollte dir klar sein, dass deine Dienstleistung keine 3000 Euro kostet.

Performance Based Pricing

Beim Erfolgshonorar hängt deine Bezahlung direkt vom Erfolg des Projekts ab, z.B. von der Erreichung bestimmter Ziele wie einer bestimmten Conversion-Rate oder einer Umsatzsteigerung.

Vorteile

  • Attraktiv für Kunden: Kunden schätzen dieses Modell, weil sie nur dann zahlen, wenn du tatsächlich Ergebnisse lieferst
  • Potenzial für hohe Gewinne: Wenn das Projekt sehr erfolgreich ist, kann deine Vergütung erheblich höher ausfallen als bei einem klassischen Stundensatz

Nachteile

  • Hohes Risiko: Du trägst das volle Risiko, dass der gewünschte Erfolg nicht eintritt, was deine Einnahmen unvorhersehbar macht
  • Abhängigkeit von externen Faktoren: Der Erfolg hängt oft von Faktoren ab, die du nicht kontrollieren kannst, wie Marktbedingungen oder die Leistung des Kunden selbst

Wann sinnvoll?

Dieses Modell eignet sich für Projekte, bei denen du großen Einfluss auf das Ergebnis hast und du dem Kunden gegenüber sehr selbstbewusst auftreten kannst. Es erfordert jedoch eine sorgfältige Analyse und Absprache, um sicherzustellen, dass die Ziele realistisch sind. Dieses Modell kenne ich vorwiegend aus meiner Zeit in England und der Zusammenarbeit mit UX-Designern oder Videografen. Diese gehen mit ihrer Arbeit in Vorleistung und werden anschließend am Gewinn beteiligt und bezahlt.

Welches Modell passt zu dir?

Jedes dieser Abrechnungsmodelle hat seine eigenen Vor- und Nachteile, und das richtige Modell für dich hängt von deiner individuellen Situation, deinem Kundenkreis und deinen persönlichen Vorlieben ab. Vielleicht entscheidest du dich sogar dafür, mehrere Modelle parallel anzubieten, um flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse deiner Kunden reagieren zu können.

Das Wichtigste ist, dass du dich wohlfühlst mit dem Modell, das du wählst, und dass es dir hilft, dein Business nachhaltig und profitabel zu führen. Ein gutes Abrechnungsmodell bringt nicht nur dir den nötigen finanziellen Erfolg, sondern auch deinen Kunden den gewünschten Mehrwert.

Im Verlauf deiner Selbstständigkeit sammelst du Erfahrung und kannst den wahren Umfang der Kundenprojekte viel besser einschätzen. Mit einem fixen Projektbudget und monatlichen Retainern wirst du auf jeden Fall nichts falsch machen und kannst dich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren. Außerdem musst du dich nicht mit Stundenzetteln herumschlagen, die dir wieder wertvolle Zeit wegnehmen.

Fazit

Die Kalkulation deines Stundensatzes als Webdesigner ist mehr als nur eine simple Rechenaufgabe – sie ist die Basis für den Erfolg deiner Selbstständigkeit. Indem du deine Fixkosten, persönlichen Ausgaben und produktiven Arbeitsstunden realistisch einschätzt, legst du den Grundstein für eine faire und nachhaltige Preisgestaltung.

Doch der Stundenlohn ist nur der Anfang. Dein Unternehmen wächst, du entwickelst dich weiter, und mit dir sollte auch deine Preisstrategie wachsen. Ob du dich für projektbasierte Abrechnung, monatliche Retainer oder andere Modelle entscheidest – es kommt darauf an, flexibel zu bleiben und dein Business so zu gestalten, dass es sowohl deinen finanziellen Zielen als auch den Bedürfnissen deiner Kunden gerecht wird.

Denk daran, dass dein Wert nicht allein in der aufgewendeten Zeit liegt, sondern vor allem in den Ergebnissen, die du lieferst. Wenn du deinen Stundenlohn anpasst, alternative Abrechnungsmodelle in Betracht ziehst und stets im Blick behältst, wie du den Mehrwert deiner Arbeit klar kommunizierst, bist du auf dem besten Weg, nicht nur als Dienstleister, sondern auch als erfolgreicher Unternehmer wahrgenommen zu werden.

Am Ende des Tages geht es darum, eine Balance zu finden: zwischen fairer Bezahlung, nachhaltigem Wachstum und der Zufriedenheit deiner Kunden. Mit dem richtigen Ansatz kannst du deine Selbstständigkeit nicht nur zum Beruf, sondern zur Berufung machen – und das auf eine Art und Weise, die dir sowohl finanzielle Stabilität als auch kreative Freiheit bietet.

Steve von wyreframe
Webdesigner
* Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird zwar nur die männliche Form genannt, stets aber die weibliche Form gleichermaßen mitgemeint. Menschen jeglichen Geschlechts sind mir als Leser*innen herzlich willkommen 🌈❤️

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