Was haben "Hide the pain Harold", "Grumpy Cat" und das Nokia 3310 gemeinsam? Sie alle sind Internet-Memes und so ziemlich jeder Mensch kennt sie. Aber steckt hinter jedem dieser lustigen Bilder auch ein Fünckchen Wahrheit? Ich schaue mir Memes mit Bezug auf die Kreativbranche ein wenig genauer an und kann bereits im Vorfeld sagen: Auch wenn sie uns zum Lachen bringen sollen, sind einige Hintergründe wirklich traurig.
Folgendes Phänomen kennt eigentlich jeder Designer: Auf der Suche nach einer bestimmten Grafik schmeißen wir die Google-Suche an und googeln beispielsweise nach "Apple Logo png". In den Bildern finden sich auch so einige Ergebnisse und schnell ist ein passendes Bild heruntergeladen. Die Ernüchterung folgt sogleich, denn irgendein Minusmensch hat dort eine vermeintliche Transparenz eingebaut. Diese Bilder sehen in der Vorschau transparent aus, beinhalten aber einen Hintergrund.
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Lange Arbeitstage sind in den meisten Werbeagenturen nichts Neues. Auch spontane Kundenanrufe oder Mails um 18:30 Uhr am Abend kommen vor. Was man in einer Agentur als Erstes lernt? In die Gänge kommen und zügiges Arbeiten.
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"Oh, die haben wir wohl nicht erhalten, ist bestimmt im Spam gelandet!" - mit solchen Ausreden wird man besonders als Freelancer häufig konfrontiert. Bisher wurde ich von solchen Sachen verschont, jedoch kenne ich viele Soloselbstständige aus meinem Netzwerk, welche genau diese schlechten Erfahrungen gemacht haben. Dabei kommen nicht selten die wildesten Ausreden zum Vorschein.
Hier ein kleiner Auszug aus meinem Netzwerk:
"Es tut uns leid, dass Ihre Rechnung bisher nicht beglichen wurde. Für gewöhnlich haben wir einen Rechnungsdurchlauf von sechs Monaten."
"Können wir da noch etwas am Preis machen, für ein paar Vorlagen ist das viel Geld." (Anmerkung: Der Rechnungsbetrag lag bei 250 Euro netto.)
"Entschuldigung, unser Chef ist derzeit im Urlaub und erst in zwei Wochen wieder im Haus" (Chef spricht am Telefon im Hintergrund.)
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Es gibt wohl kein Meme, welches meine bisherige Webdesigner-Karriere besser beschreibt als dieses. In meiner Anfangszeit in den frühen 2000er-Jahren konnten Grafik-Tools noch 30 Tage kostenlos getestet werden (warum wird mittlerweile eigentlich alles auf eine Woche reduziert?), dann war Schluss.
Hier kam meine Kreativität ins Spiel: Ich erstellte einfach neue Accounts und testete die Tools erneut für 30 Tage. Unglücklicherweise musste ich dafür meinen Computer formatieren, danach lief aber alles wieder.
Empfehlung: Wie ich Webdesigner wurde →
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Es existieren zwei Arten von Freelancern: Die einen benutzen in ihrem Wording die "Ich"-Perspektive und kommunizieren somit ganz klar, dass sie das Business allein wuppen und sich eventuell Support aus ihrem Netzwerk holen. Der andere Typ Freelancer gibt sich nach Außen hin als Agentur oder Kollektiv und verwendet das "wir"-Wording, steht aber eigentlich allein da. Dies ist natürlich höchst unangenehm, sobald ein Kunde nach einem Team-Meeting fragt. In kritischen Momenten bedarf es kreative Ideen! 🕺🏻
„Wir sind ein großes Unternehmen, das geht in die Buchhaltung, da werden Millionen umgesetzt“
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Ein weiterer Klassiker: Arbeit ohne Bezahlung. Viele Unternehmen, besonders in der Fashion-Branche, sehen es immer noch als Privileg an, mit ihnen zusammenarbeiten zu dürfen. Vor wenigen Wochen erst gehört: Arbeitsleistung wird mit hausinternen Gutscheinen vergütet.
Kostenlose Arbeit zu verrichten ist kein Problem, habe ich auch schon gemacht, erst Anfang des Jahres. Der feine, aber elementare Unterschied dabei: Ich suche mir die Projekte ohne Bezahlung selbst aus.
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Strandliege am Morgen reserviert, Eimer Sangria bestellt und zwischendurch eine kühle Erfrischung im Meer? Klingt nach Urlaub, jedenfalls bis das Telefon klingelt oder es hunderte WhatsApp-Nachrichten hagelt. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten: Das passiert. Als Dienstleister ist es immer schwierig wirklich abzuschalten. Dabei ist es fast schon egal, ob du Agenturinhaber, Freelancer oder der Praktikant bist.
Das Macbook gehört zu meiner Urlaubs-Grundausstattung, für den Fall der Fälle. Arbeitest du als Freelancer solltest du deine Kunden zeitig über deinen anstehenden Urlaub informieren und offen kommunizieren, dass sie dich nur im absoluten Notfall kontaktieren sollen. Aber sei gewarnt: Der Pfad zwischen "Kann auch in drei Monaten gemacht werden" und "Hier brennt gerade das ganze Haus" ist sehr sehr schmal.
Tipp: Beschäftige dich mit dem Thema Remote-Work →
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Ich bewundere Designer mit einer sauberen Ebenenstruktur in Photoshop, Illustrator, Figma, whatever - ihr seid die wahren Helden des Alltags! Auch wenn meine Vorlagen sehr gute Strukturen aufweisen, so sieht es in spontan erstellten Designs aus wie mein damaliges Kinderzimmer nach einer Lego-Aktion: Überall Chaos. Irgendwann ergibt man sich dem Schicksal und arrangiert sich mit den Hunderten Ebenen. Ich ziehe dann wohl die 25 Karten!
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Real Talk jetzt: Diese Diskussionen führte ich zu Beginn meiner Selbstständigkeit viel zu oft. Diese unbedachten Änderungen an meinen Designs frustrierten mich unheimlich. Ich investierte viel Zeit und Herzblut, testete Prototypen mit echten Usern innerhalb der Zielgruppe und dann fließt die persönliche Meinung der Frau des Geschäftsführers in die Bewertung des fertigen Webdesigns.
Glücklicherweise änderte sich die Denkweise meiner Kunden schlagartig, nachdem ich die Preise deutlich anzog. Ich war von heute auf morgen nicht mehr der ausführende Roboter, sondern der Experte, der sein Geld wert ist und Entscheidungen sinnvoll begründen kann. Dieser Schritt hat mich und mein unternehmerisches Denken enorm vorangebracht.
Meine Erfahrung sagt auch: Je geringer das Projektbudget für eine neue Website, desto mehr möchte der Auftraggeber herausschlagen. Kann ich verstehen, denn für die meisten kleinen Unternehmen oder Soloselbstständigen ist ein hoher vierstelliger Betrag ein großes Investment, welches erst einmal wieder eingenommen werden muss.
"Das Logo ist zu klein. Die Leute wollen unser Logo sehen, weil es so schön ist!"
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Als UX-Designer solltest du jedes deiner Projekte zumindest einmal mit echten Nutzern auf Herz und Nieren testen. Nur so kannst du sichergehen, die meisten Unklarheiten zu erfassen und diese vor dem Launch zu beseitigen. Oftmals sind es Kleinigkeiten, welche über eine gute oder schlechte Usability entscheiden. Teste deine Designs daher immer mit einer breiten Auswahl an verschiedenen Menschen. (Artikel: Schlechte Nutzererfahrung (UX): 5 reale Beispiele aus meinem Leben → )
Jede gute Testgruppe sollte auch Nutzer beinhalten, die keine Technikspezialisten sind und nur wenig Erfahrung mit digitalen Produkten oder Websites sammeln konnten. Oftmals kommen mir Schritte logisch vor, ein externer Testnutzer jedoch versteht die Zusammenhänge nicht auf den ersten Blick.
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Natürlich sind die meisten Memes im Internet überzogen. Trotzdem steckt hinter jedem Bild auch ein Fünkchen Wahrheit, andernfalls würden diese nicht existieren. Unbezahlte Rechnungen sind nicht witzig, sondern respektlos und können eine ganze Existenz zerstören. Andere Memes wiederum brachten mich wirklich zum Lachen ("It would be great to meet the team!").
Am Ende dient ein Meme der Unterhaltung und wir sollten die meisten davon nicht allzu ernst nehmen.
